ABGUSS EINES MERKURRELIEFS

Witterungsfester Abguss eines Reliefs


In der saarländischen Gemeinde Differten, die vor über 950 Jahren zum ersten mal urkundlich erwähnt wurde, fand man 1893 bei Abrissarbeiten der alten Kirche (direkt neben der aktuellen Kirche St. Gangolf) eine ca. 1oo cm lange, keltisch-römische Sandsteinplatte aus den ersten nachchristlichen Jahrhunderten. Auf der Platte befindet sich das halbplastische Relief des römischen Gottes Merkur, der einen Heroldsstab trägt. Der Fund erregte in der Fachwelt großes aufsehen.
Von dem sich im Museum für Vor- und Frühgeschichte in Saarbrücken befindlichen Originalfund wurde vor vielen Jahren ein Abguss angefertigt, der sich in der Bisttalhalle in Differten befindet.

Der Abguss in der Bisttalhalle ist zusammen mit einem Sandsteinpostament an der Innenwand befestigt.


Das ehemalige Pfarrhaus St. Gangolf wurde nach Umbaumaßnahmen zur neuen Geschäftsstelle des DRK-Ortsvereins Differten.
Um auf die ursprüngliche Fundstelle des Merkurs hinzuweisen sollte nun im Aussenbereich der Geschäftsstelle nochmal ein Abguss installiert werden.
Die Arbeit wurde unserem Unternehmen anvertraut.
Im Unterschied zu dem Abguss, der im Innenbereich der Bisttalhalle befestigt ist, sollte der neue Abguss frostbeständig sein und auf einem 90 cm hohen Sandsteinsockel im Aussenbereich freistehend befestigt werden. Somit wurden an die zu verwendende Abgussmasse deutlich höhere Ansprüche gestellt.
Wir entschieden und für die mineralisch eingefärbte, wetterfeste Spezialabgussmasse CPhgxLS-Color der Firma Cybernetic. Diese mineralische Abgussmasse formt kleinste Details ab, schrumpft nicht bei der Abhärtung (ansonsten Gefahr von Schwindungsrissen) und ist nach der Aushärtung hart wie Basalt.
Bedingung war, dass das Merkurrelief ohne eine Demontage vor Ort abgeformt werden musste.
Dazu verwendeten wir den spachtelbaren Silikonkautschuk Rebound 25/1 von Kaupo.
Für die anschließende Stabilisierung der Silikonschicht kam der PU-Harz Plasti-P II/2 zum Einsatz. Dieser auch von Kaupo angebotene, 2-komponentige, faserverstärkte PU-Harz ist ideal, wenn man eine sehr dünne, leichte und extrem stabile Stützform zum Abgießen braucht.
Nach dem Abformen des Reliefs wurden die PU-Stützformteile verschraubt und mit einer Holzkonstruktion ummantelt. Das musste alles sehr stabil sein, da die 80 Liter Gussmasse die Form mit ca. 100 kg belasten.
Nach dem Ausgießen und dem mehrtägigen Abhärten wurde das Relief entformt. Jetzt mussten noch ein paar kleine Nahtstellen der Form überarbeitet werden. Durch die spezielle, mineralische Einfärbung der Gußmasse ist der Abguss von einer Sandsteinarbeit kaum zu unterscheiden.
Mit drei Edelstahldübel, die bereits vor dem Abguss in die Gießform integriert waren,
wurde das Relief an dem angefertigten Massivblock aus Udelfanger-Sandstein befestigt.

 

Hier einige Bilder des Arbeitsablaufs

1. Die rückwärtige Wand und das Postament wurden mit Folie abgedeckt. Nicht sichtbar ist ein wandseitiger Eintrag von Tonmasse, um die Fuge zur Wand zu schließen

 

2. Die erste Silikonschicht wurde ohne Zusatz von Versteifungsmitteln mit einem Pinsel aufgetragen um jedes noch so kleine Detail abzuformen

 

3. Nach dem Auftrag von 4 weiteren Schichten, welche durch Zugabe von
THI-VEX-Versteifungsmittel den Silikonkautschuk spachtelbar machte und einem zweigeteilten Stützmantel aus PU-Harz (auf dem Foto schon entfernt) konnte das Relief nach einem Tag Aushärtung ausgeformt werden

 

 

 

 

4. In der Werkstatt wurde der Stützmantel und die Silikonform zusammen mit einem unterseitigen Verschluß der Form durch eine beschichtete Spanplatte zur Gießform zusammengesetzt

 

5. Die Edelstahlstäbe, mit denen das Relief später am Stein befestigt werden soll, sind schon mit der Form verbunden und werden mit eingegossen

 

 

6. Nachdem alles stabilisiert ist, kann der Abguss der
80 Liter Abgussmasse erfolgen.

 

7. Nach einigen Tagen der Aushärtung wird der Abguss von der Stützform und dem Silikonmantel befreit

 

8. Mit dem Rohabguss waren wir sehr zufrieden. Nun mussten nur noch kleine Gießgrate entfernt werden

 

9. Nach dem Überarbeiten des Reliefs wurde es mit dem vorbereiteten Sandsteinsockel verbunden und ausgeliefert