Auf dem Friedhof "Engelsfeld" in 66346 Püttlingen ist ein Grabfeld zur Beisetzung von Föten geschaffen worden. Der Tod eines ungeborenen Menschen ist für die Beteiligten oft eine schreckliche Tragödie. In einer Zeit, in der vom "Schutz und von der Würde des ungeborenen Lebens" die Rede ist, bilden oft trauerfeindliche Bestattungsgesetze einen krassen Gegensatz. Gerade beim ungeborenen Leben zeigt sich die gesellschaftliche Verdrängung des Todes in ihrer ausgeprägtesten Form. Die Schwangerschaft, die Freude auf das heranwachsende Leben, die Geburt eines Menschen- all das will mit dem Tod nicht in Verbindung gebracht werden. Der Tod am Beginn des Lebens führt im Ansehen unserer Gesellschaft ein Schattendasein. Wenn vom Tod eines Kindes die Rede ist, gelten die Aufmerksamkeit und das Mitgefühl meist jenen Eltern, die ihre Kinder durch eine Krankheit oder einen Unfall verloren haben. Der Tod im Mutterleib und das Sterben kurz nach der Geburt werden meistens totgeschwiegen, man spricht von einem Mißgeschick. Es wird oft nicht wahrgenommen, dass Familien Föten, Embryos und Totgeborene genauso betrauern wie andere Kinder auch. Die Frage: "Was war mit meinem Kind"?, Was ist mit ihm geschehen?", quält die Hinterbliebenen oft erst viel später nach dem ersten Schock. Wenn der Fötus oder der Embryo mit dem Klinikmüll verbrannt wird und keinen Bestattungsplatz hat, kann die Trauer um das verlorene Leben keinen "Ort" haben, den wir betrauern. Das Bedürfnis den Ort zu kennen, an dem das eigene Kind begraben ist, wird von vielen Eltern benannt. Aus diesem Grunde sehen wir die Schaffung eines Fötengrabfeldes als Akt der Mit-Menschlichkeit, der vielleicht keine Welt bewegt, aber sie an dieser Stelle wieder ein Stück menschlicher macht.
Das Grabmal, welches im Zentrum des Fötengrabfeldes stehen sollte, war als Gestaltungs-Wettbewerb ausgeschrieben. Mit unserem Entwurf überzeugten wir die Jury, die Arbeit unserer Werkstätte anzuvertrauen.
Zur Gestaltung der Stele möchten wir folgendes anmerken:
Die Stele aus Hartsandstein hat eine Höhe von 130 cm, eine Breite von 45 cm und eine Tiefe von 35 cm. Der Name des Friedhofs "Engelsfeld" war für uns im übertragenen Sinne gerade für das Fötengrabfeld bezeichnend. Diese Namensgebung ist ein wichtiger Aspekt in dem von uns geschaffenen Grabmal. Aus dem Grabmal in Form einer Stele tritt ein Engel heraus um "Das kleine Leben" aufzunehmen und zu bergen. Der teilweise reliefartige, teils freistehende Engel ist nicht wie eine beigestellte Figur zu sehen, sondern als aus dem Stein herauswachsend. Kleine Sterne streben nach oben - sie symbolisieren die kleinen Seelen, die zurückkehren. Während die Sterne im unteren Bereich nur zaghaft aus der Fläche herausstehen, bestehen sie im oberen Bereich aus farbiger, in den Stein eingelassener Keramik. Der helle, gelb-beigefarbene Hartsandstein soll die freundliche, offene Art des Gramals unterstreichen. Auf sogenannte "kindliche" Komponenten, wie sie Gräber von Kleinkindern ziehren, z.B. Teddy, Spielzeug, Märchenmotive wollten wir unbedingt verzichten. Gerade der Umstand, dass die hier bestatteten Kinder, nie Kinder, sondern nur kleine Menschen sein durften, macht eine kindliche Verniedlichung, wie wir finden, unpassend. Im oberen Bereich mündet alle Bewegung in einem spiralförmigen Zentrum - "Die Rückkehr des Lebens zu seinem Anfang".