Am 9. Dezember 2007 eröffneten wir unter der Schirmherrschaft der "Verwaisten-Eltern Deutschland" zusammen mit unseren Kollegen vom Grabmalportal das bundesweite Internetprojekt www.Kinder-Grabmalportal.de Der Tod von ungeborenem Leben, Kindern und jungen Erwachsenen ist für alle Angehörigen eine außergewöhnliche Situation, eine Grenzsituation, bei der die meisten Rituale zur Trauerbewältigung versagen. Auch für Menschen, die Betroffene in dieser Situation begleiten, entstehen ganz besondere Belastungen. Dies gilt insbesondere für die Gestaltung eines angemessenen Grabmals. Da wir innerhalb der Grabmalportal-Gemeinschaft immer schon ein besonderes Augenmerk auf die Gestaltung von Kindergräbern legten, formte sich 2006 der Gedanke, diese besondere Art der Gestaltung in einem eigenen Kindergrabmal-Portal zu zeigen. Wir wollen damit den betroffenen Eltern eine Hilfe bereitstellen und ihnen neue Wege der Grabgestaltung aufzeigen. Ein Kindergrabmal sollte mehr sein als ein „kleiner“ Erwachsenen-Stein. Neben einer Galerie ausgewählter Arbeiten, einem Infobereich und einer Zeichenmöglichkeit, findet man auf den Seiten des Kindergrabmal-Portal eine große Auswahl an themenbezogenen Literaturtipps sowie bundesweite Hilfsangebote zur Trauerbewältigung.
Zum Start des neuen Kindergrabmal-Portals am 9. Dezember 2007, gleichzeitig der "Weltgedenktag aller verstorbenen Kinder", stifteten wir zusammen mit unseren Kollegen des Grabmal-Portals, dem Parkfriedhof in 46535 Dinslaken (NRW) ein Grabmal für eine Gemeinschaftsgrabstätte für Föten und Totgeburten. In einem von unserer Internetplattform www.grabmal-portal.de ausgeschriebenen Wettbewerb, konnte sich Dinslaken gegen die übrigen Bewerber durchsetzen.
Mit der Stiftung des Grabmals kommt die Anerkennung für das Engagement der zahlreichen Personen, privaten Gruppen und Vereine, Institutionen, Berufsgruppen und Kirchen in Dinslaken zum Ausdruck. Die bisherigen Leistungen werden gewürdigt und alle Beteiligten ermutigt, die beispielhafte Zusammenarbeit im Sinne der trauernden Eltern fortzusetzen.
Krankenhäuser, Bestatter, Stadt, Lebenshilfe, Kirchen und Selbsthilfegruppen weihten bereits 2005 ein Gemeinschaftsgrabmal für ein Kindergräberfeld ein. Dieses Kindergräberfeld wird demnächst belegt sein und kann nicht mehr erweitert werden. Auf dem Parkfriedhof wird deshalb ein neues Kindergräberfeld eingerichtet, auf dem schon ab Januar 2008 die ersten Bestattungen erfolgen können.
Offen blieb bisher die Frage der Gestaltung. Aufgrund des finanziellen Kraftaktes vor zwei Jahren und allgemeiner Geldknappheit, schien es nicht möglich, auf dem neuen Grabfeld einen zentralen Gedenkstein zu errichten. Deshalb kam die Ausschreibung des Wettbewerbs durch die Betriebe des Grabmal-Portals für Dinslaken zur rechten Zeit.
Die Übergabe und die Einweihung der Stele fand im Rahmen einer stimmungsvollen Feier statt. Friedhofsbesucher wurden von Querflöten- und Gitarrenmusik angelockt. Die von Steinbildhauer Timothy Vincent entworfene Steinstele im noch kargen, neu angelegten Gräberfeld zog an diesem Sonntag die Blicke zahlreicher Besucher auf sich. Das spärliche Sonnenlicht des Tages brachte die naturbelassene Oberfläche aus erdfarbenem Sandstein geradezu zum Leuchten und brach sich – besonders schön anzuschauen - in den herausgearbeiteten Nischen der Stele. In seiner Rede betonte Timothy Vincent, als Sprecher der Interessengemeinschaft Grabmal-Portal, die Bedeutung eines Grabmals für die Bewältigung der Trauer. Diese bräuchte Form und Ausdruck, einen Ort, um nicht lähmend und übermächtig zu werden. „Mit der Realisierung dieses Ortes hier auf dem Parkfriedhof ist den Menschen die Möglichkeit gegeben, an einem bestimmten Platz ein Licht anzuzünden, um durch symbolisch wiederholtes Zurückholen und Weggeben des Betrauerten, eine allmähliche Bejahung und Loslösung möglich werden zu lassen“, so der Bildhauer. Mit der Hoffnung, dass die Lichterstele gut angenommen werde und den Hinterbliebenen helfe, dem Kummer eine Gestalt zu geben, schloss Vincent seine Rede. Bürgermeisterin Sabine Weiss dankte den Stiftern des Grabmal–Portals. Sie betonte, dass dieses Geschenk mehr als nur eine Skulptur sei. Die Stele solle zu einem Ort der Erinnerung und Liebe werden. Sehr erfreut zeigte sich Frau Weiss über die schnelle Realisierung der Grabstätte. Gerade mal zwei Monate habe es von der Idee bis zur Verwirklichung gedauert. Frau Weiss betonte, dass die Stele durch die Kraft des Ortes ein würdiger zentraler Platz für alle Friedhofsbesucher werden könne. Dem positiven Urteil schloss sich auch Wilhelm Knopf, vom Förderverein für Bestattungskultur an. Die Stele sei ein gutes und wichtiges Zeichen für die heutige Bestattungskultur.
In Anlehnung an die Worte Timothy Vincents, dass es die Lücke zu füllen gelte, die der Tod eines Kindes hinterlasse, füllten betroffene Eltern und Geschwister die Nischen der Steinstele zum Abschluss der Einweihung mit mitgebrachten Symbolen. Mit den Worten: „Wir wollen den Stein für unsere Steinkinder schmücken, die uns helfen, diesen Verlust zu ertragen“ legten sie verschiedene Gegenstände in den Nischen der Stele ab: einen Teddy für die Spiel- und Kuschelstunden, die sie nicht erleben durften, einen Adventsstern als Symbol für die Freude am Leben, die es wieder zu lernen gilt, eine Träne zur Erleichterung der Stunden der Trauer und Verzweiflung, eine Muschel als Symbol für die zwei Teile, die immer zusammengehören und doch getrennt sind, und eine Kerze zur Erhellung der dunklen Stunden der Einsamkeit. Schon Anfang dieses Jahres soll die erste Beisetzung von früh- und totgeborenen Kindern auf dem neuen Gräberfeld stattfinden.